Trauerfall

Die SG 1951 Sonneberg trauert um das langjährige Mitglied

Walter Ebert
25.02.1926 - 13.08.2022
Walter Ebert starb mit 96 Jahren. Davon spielte er 75 Jahre regelmäßig Schach.

Der Nestor des Sonneberger Schachvereins Walter Ebert ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Das Ableben von Walter Ebert bedeutet einen großen Verlust für die Schachabteilung der SG 1951 Sonneberg.
Walter war seit 1947 im Sonneberger Schachleben aktiv. Dem gelernten Werkzeugmacher blieb das Drama des Zweiten Weltkriegs nicht erspart. Als Marinesoldat wurde er 1943 im Alter von 17 Jahren eingezogen und geriet 1945 in Kriegsgefangenschaft. In dieser Zeit erlernte er die Regeln des Schachspiels. Nach der Rückkehr aus seiner Gefangenschaft arbeitete er im VEB Stern Radio Sonneberg, wo er bis zur Rente tätig war.
1947 schloss sich Walter einer Gruppe Sonneberger Schachfreunde an. Im Juli 1948 fand im Sonneberger Hof die Gründungsversammlung der neuen FDJ-Sportgemeinschaft statt, die den Namen Eintracht Sonneberg erhielt. Die Gründung der Sparte Schach erfolgte dann am 24. September 1948 in der Goldenen Au, dem damaligen Spiellokal. Walter war eines der Gründungsmitglieder.
Bedauerlicherweise endet die Geschichte der Eintracht bereits nach einem Jahr, weil sich nach Gründung der zentralen Betriebssportgemeinschaft Industrie im Juli 1949 die Schachspieler wieder neu orientieren mussten.
Ganz verrückt wurde es ab 1950 mit der Bildung von Betriebssportgemeinschaften. Die Anfangseuphorie war groß, doch keine dieser Abteilungen konnte sich über einen längeren Zeitraum halten oder gar eine Mannschaft für den sich entwickelnden Punktspielbetrieb stellen. Diese Querelen hatten zur Folge, dass viele Schachfreunde verärgert waren und aufhörten.
Eine Wende zum Positiven trat erst ein, als die BSG Turbine Sonneberg am 20. April 1951 gegründet wurde, in der sich 1952 eine Schachsparte etablierte. Walter Ebert trat allerdings der im selben Jahr gegründeten BSG Post Sonneberg bei. In seiner ersten Stadtmeisterschaft 1951 erreichte Walter von 11 Teilnehmern den 5. Platz.
In seinem Bestreben den Schachsport weiter voranzubringen, absolvierte Walter ab Mitte der 50er-Jahre mehrere Schiedsrichterlehrgänge und konnte bei vielen Wettkämpfen als Turnierleiter und Kampfrichter fungieren. 1954 übernahm er innerhalb des Kreis-Fachausschusses die Klassifizierung der Schachfreunde und übte diese Tätigkeit bis 1986 aus.
Nachdem er in den 70er Jahren dem Alter und dem nachdrängenden Nachwuchs Tribut zollen musste, hielt er dem Verein weiter die Treue und verstärkte die 2. Mannschaft, die ab 1974 auch höherklassig spielte. Eine weitere Zäsur gab es Mitte der 90er-Jahre. Zusammen mit Dr. Alfred Heinz führte er talentierte Jugendliche wie Christopher Hartleb und Ronny Schloßer systematisch in den Spielbetrieb der Erwachsenen ein.
Bis 2015 wirkte Walter in Punktspielen der 3. Mannschaft mit. Da ab 2016 aufgrund von Spielermangel die 3. Mannschaft abgemeldet werden musste, half Walter Ebert sporadisch in der 2. Mannschaft aus.
Aufgrund seiner vielen anderen Verpflichtungen, sowohl familiär, als auch in der katholischen Kirche und der Kleingartenanlage Waldhaus, konnte er nur selten bei anderen Turnieren im Kreis oder Bezirk mitspielen. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen die BSG- und Stadtmeisterschaften sowie die Punktspiele mitzuspielen, allerdings blieben ihm die absoluten Spitzenplätze versagt. Dafür war er am Wochenende bei den spannenden Kämpfen der 1. und 2. Mannschaft häufiger und gerngesehener Gast.
Sein letztes Punktspiel absolvierte Walter 2018. Insgesamt erkämpfte er in 326 Punktspielen 157½ Punkte, wobei es noch einige mehr sein könnten, weil die Einzelergebnisse der 50er-Jahre nur unvollständig überliefert sind.
Walter wurde im Laufe seines langen Lebens mit vielen Auszeichnungen bedacht. Bereits 1965 erhielt er vom DTSB die Ehrennadel in Bronze, der 1973 die Ehrenurkunde und die Ehrennadel in Silber folgte. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der BSG Turbine wurde er vom DSV mit der Ehrennadel in Silber geehrt. Auch nach der Wende rissen die Auszeichnungen nicht ab. Im Jahre 2001 erhielt er den Ehrenteller des Oberfränkischen Schachverbandes und 2017 den Ludwig-Schirner-Ehrenpreis.

Walter Ebert starb am 13. August 2022 im Alter von 96 Jahren. Seit 2007 war er das älteste Mitglied der Abteilung und seit einigen Jahren auch das älteste Mitglied des gesamten Vereins.